Sternspuraufnahmen, auch „Startrails“ genannt, lassen sich ebenfalls recht einfach und ohne teures fotografieren. Benötigt wird hierfür lediglich ein stabiles Stativ, eine Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten und ein programmierbarer oder feststellbarer Fernauslöser.
Optional kann man einen Batteriegriff oder eine externe Stromversorgung für die Kamera nutzen um die Aufnahmezeit zu verlängern.
Grundsätzlich entstehen Sternspuren dadurch, dass man die Kamera fest montiert und dann so lange belichtet, dass die Erddrehung die Sterne zu Strichen verlängert. Das kann man auf zwei Arten erreichen. Entweder man belichtet wirklich so lange oder erreicht die Sternspuren durch aneinander reihen mehrerer kürzerer Belichtungen. Bei einer langen Belichtung ist der Nachteil, dass ein eventuell vorhandener Vordergrund meist total ausbrennt und das Bildrauschen mit langen Belichtungszeiten auch stark zunimmt. Die Methode stammt noch aus der Analogfotografie, wo es nur mit riesigem Aufwand möglich gewesen wäre, ein Summenbild aus mehreren Einzelbildern zu kombinieren.
Durch die digitale Bildbearbeitung ist die gängige Methode also eher, mehrere kürzer belichtete Bilder zu einem Summenbild zusammen zu fügen. Dazu benötigt man einen programmierbaren Fernauslöser oder bei Canon Kameras die Softwareerweiterung „Magic Lantern“, die einen eingebauten Intervalometer mitbringt.
Eine Sternspuraufnahme, die nur den Himmel zeigt, ist oft langweilig. Richtig interessant wird das Bild erst, wenn man die Bewegung der Sterne mit einem starren Vordergrund kombiniert. Dieser sollte nicht zu hell angestrahlt sein, selbst ein durch den Vollmond beleuchtetes Objekt kann schon zu hell sein. Hat man ein schönes Motiv gefunden, sollte man noch die Himmelsrichtung beachten. in Richtung Norden kreisen alle Sterne scheinbar um den (fast) zentralen Polarstern. Die Startrails werden in dieser Richtung kreisförmig mit einem zentralen Stern in der Mitte. In Richtung Osten und Westen erhält man eher bogenförmige Spuren, während man in südlicher Richtung in der unteren Bildhälfte nach unten gebogene Spuren, in der oberen Bildhälfte nach oben gebogene Spuren bekommt. Welche Richtung man wählt, ist vom persönlichen Geschmack abhängig, alle bieten schöne Motive.
Hat man einen Bildausschnitt gewählt, muss die Kamera eingestellt werden. Die Blende am möglichst weitwinkligen Objektiv sollte weit offen sein. Je nach Objektiv sollte man aber eine Stufe abblenden, da es sonst zu Bildfehlern und Unschärfe vor allem am Rand kommen kann. Das muss man einfach ausprobieren. Tendenziell ist der Effekt bei höherwertigen Objektiven aber nicht so stark ausgeprägt. Die Belichtungszeit darf ruhig an die 30 Sekunden gehen, denn hier sind die Strichspuren ja gewünscht. Der ISO Wert sollte so angepasst werden, dass die Sterne gut zu sehen sind und das Bild dabei möglichst wenig rauscht. Ein Wert zwischen 200 und 800 sollte passen.
Ist der Vordergrund etwas zu hell, ist das kein Problem, wir können problemlos ein separates Bild für den Vordergrund erstellen und dieses in der Bildbearbeitung zusammen fügen.
Wenn die Einstellungen passen, stellt man im Intervalometer oder am Fernauslöser nun die Anzahl der Bilder ein, oder klemmt einfach den Auslöser fest. Die Kamera sollte nun ohne Pausen ein Bild nach dem anderen schießen, jeweils 30 Sekunden belichtet. Wichtig ist noch, die automatische Rauschreduzierung der Kamera zu deaktivieren. Diese würde dafür sorgen, dass nach jedem Bild ein genauso lange belichtetes Dunkelbild erstellt wird, was zu Lücken in den Sternspuren führen würde.
Die Gesamtbelichtungszeit hängt nun davon ab, wie lang die Spuren werden sollen. Eine Stunde sollte aber mindestens eingeplant werden um ansehnliche Sternspuren zu bekommen. Macht zwischendurch der Akku schlapp, sollte dieser möglichst schnell und ohne Verwacklungen am Stativ gewechselt werden. Beides würde man im fertigen Bild durch eine Lücke oder einen Sprung in den Spuren sehen können.
Am Ende der Belichtung sollten noch Dunkelbilder erstellt werden. Dies geht einfach, indem man die Einstellungen beibehält und lediglich die Staubschutzkappe auf das Objektiv setzt. Dann sollten noch etwa 10-20 Aufnahmen gemacht werden. Diese sogenannten Darkframes werden später in der Bildbearbeitung vom Summenbild abgezogen, um das Dunkelrauschen, Verstärkerglühen sowie Hot- und Dark-Pixel zu entfernen.
Mein Workflow sieht nun so aus, dass ich die Bilder (selbstverständlich im RAW Format) nun in Lightroom importiere und dann ohne weitere Bearbeitung als TIF exportiere. Die so entstandenen TIF Dateien importiere ich dann in das Programm „StarStax“. Die am Ende erstellten Darkframes werden dort natürlich auch als Darkframes importiert. Sollten in der Aufnahmereihe Bilder sein, auf denen gerade ein Auto i die Kamera leuchtet oder die anderweitig nicht passen, deaktiviere ich diese links in der Liste. Mit der dann entstehenden Lücke muss man dann leben.
Passt alles, kann man dann im Modus „Aufhellen“ die Bilder kombinieren. Je nach Anzahl und Auflösung braucht das eine Weile. Der Modus „Lücken füllen“ eignet sich, wenn man doch einige kleinere Lücken hat. Hier hilft auch nur Ausprobieren.
Das fertige Summenbild speichert man dann wieder als TIF und kann es dann in Lightroom oder Photoshop weiter bearbeiten.
Zusatz-Tipp: Aus den Einzelbildern lässt sich dann auch wunderbar eine Timelapse erstellen. Dazu einfach alle Einzelbilder in ein Videobearbeitungsprogramm wie Windows Movie Maker laden, für alle Bilder eine Anzeigedauer zwischen 0,04 und 0,08 Sekunden einstellen und das Video rendern.
Bessere Ergebnisse erzielt man natürlich mit professionelleren Video-Editoren. Dazu aber vielleicht in einem späteren Artikel mehr.
Noch ein Tipp: Stelle dich doch für eine Belichtung ganz still mit einer Taschenlampe ins Bild und leuchte in den Himmel. Das kommt immer wieder gut.