Richtig fokussieren bei Dunkelheit

Immer wieder lese ich die Frage, wie man im Dunkeln richtig fokussiert. Logisch, bei Dunkelheit bringt einem der Autofokus nicht viel, also müssen wir manuell fokussieren. Das wird aber dadurch erschwert, dass man durch den Sucher am Himmel auch nicht viel sieht, woran man fokussieren könnte. Das ist jedoch kein Grund jetzt aufzugeben. Ich beschreibe hier ein paar Methoden, wie man dennoch in der Dunkelheit den Fokus treffen kann. 

Fokusskala am Objektiv

Das ist natürlich die einfachste Methode. Wenn du zu den glücklichen gehörst, die ein Objektiv mit einer Fokusskala besitzen, dann drehe einfach den Fokusring bis auf unendlich. Herzlichen Glückwunsch, du solltest den Fokus getroffen haben. Ob diese Skala wirklich genau passt, überprüfst du am besten mit einer Testaufnahme.


Autofokus

Moment, stand da oben nicht, dass der Autofokus nicht funktioniert? Ja, richtig. In den meisten Fällen ist das so. Oft hat man aber helle Objekte, die weit genug weg und groß genug sind, dass man den Autofokus an ihm verwenden kann. Das kann zum Beispiel der Mond sein oder eine weit entfernte Lampe, in seltenen Fällen auch ein sehr heller Planet oder Stern. Im Zweifel: Einfach ausprobieren. Auf jeden Fall sollte man ein paar Testschüsse machen um zu sehen, ob der Autofokus auch wirklich getroffen hat.


Manuell am Sucher

Durch den Sucher sieht man bei Dunkelheit nicht viel, aber vielleicht ist doch mal ein sehr heller Stern oder Planet dabei. Auch der Mond eignet sich hier. Beim Mond dreht man einfach so lange am Fokusring des Objektivs, bis die Strukturen auf dem Mond scharf sind. Am Stern oder Planeten einfach so lange drehen, bis er im Sucher am kleinsten ist. Wird er wieder größer, ein Stück zurück drehen, bis es passt. Auch hier sollte man natürlich durch ein paar Testbilder kontrollieren, ob man den Fokus passend getroffen hat.


Manuell per Live-View

Die Live-View Funktion an der Kamera bietet hier einen großen Vorteil, nämlich, dass man zoomen kann. Bei dieser Methode sucht man sich auf dem Display einen Stern heraus und vergrößert diesen. Das muss nicht sofort die maximale Zoomstufe sein. Wie bei der Suchermethode dreht man nun so lange am Fokusring des Objektivs, bis der Stern seinen kleinsten Durchmesser auf dem Display hat. Man kann das Ganze mit der vollen Zoomstufe noch einmal kontrollieren. 
Eine große Hilfe ist hier bei Canon Kameras die Zusatzsoftware Magic Lantern. Diese bietet eine Funktion, die sich Magic zoom nennt. Dabei wird nicht das komplette Displaybild vergrößert, sondern nur der Bereich um den Cursor in einem kleinen Fenster. Durch eine grüne Umrandung um dieses Fenster wird angezeigt, dass man den Fokus getroffen hat. Auch sieht man im Live-View die Entfernung auf die fokussiert ist. Wenn du diese Anzeige nutzen möchtest, dann dreh einfach so lange den Fokusring, bis dort das Unendlich-Zeichen erscheint. 
Wie immer gilt auch hier: Bevor man in die unter Umständen stundenlange Belichtung geht sollte man mit ein paar Testaufnahmen seinen Fokus überprüfen und gegebenenfalls nachfokussieren.


Bei Tageslicht

Wer den Autofokus nicht missen möchte, der kann natürlich auch bei Tageslicht schon auf Unendlich fokussieren. Such dir einfach ein Objekt, was sehr weit weg ist und fokussiere darauf. Danach solltest du natürlich dafür sorgen, dass bis zur nächtlichen Fotosession der Fokus nicht mehr verstellt wird. Schalte am besten erst einmal um auf manuellen Fokus. Dann kannst du entweder die Position des Fokusrings markieren (das geht mit Malerkrepp ganz gut), oder den Fokusring mit Tape einfach festkleben. Du ahnst sicher, was jetzt kommt. Natürlich solltest du vor allem bei dieser Methode vor dem Start der Belichtungsreihe nochmal überprüfen, ob der Fokus noch sitzt.


Try and Error

Das ist definitiv die aufwändigste Methode, aber immerhin sind hier die Testfotos schon in die Methode integriert. Drehe den Fokusring einfach bis zum Anschlag an ein Ende und dann wieder ein kleines Bisschen zurück. Die Unendlich Position liegt bei vielen Objektiven nicht ganz am Anschlag, sondern ein Stück davor. Ganz am Ende würde man auf jenseits von Unendlich (ich lasse das an der Stelle einfach mal so stehen) fokussieren. Wenn du meinst, du hast den Fokus getroffen, mach eine Testaufnahme. Dann verstelle leicht den Fokus und mach eine weitere Aufnahme. Sind die Sterne nun größer geworden? Dann musst du in die andere Richtung drehen. Sind sie kleiner geworden, dreh noch ein Stück weiter und überprüfe erneut. So tastet man sich langsam aber sicher an den passenden Fokus heran. Diese Methode ist auf jeden Fall die sicherste Methode den Fokus zu finden und folgt auch meistens auf die anderen Methoden, die ich oben vorgestellt habe.


Sonderfall: Bahtinovmaske

Einen Sonderfall gibt es am Teleskop, dort kann man mit einer speziellen Verschlusskappe, in die man Streifen hineingeschnitten hat, an den Sternen Spikes erzeugen. Natürlich kann man die Streifen nicht irgendwie schneiden, sondern muss nach einem ganz bestimmten Muster vorgehen. Hier möchte ich mich aber auf das Kameraobjektiv beschränken und stelle diese Methode daher in einem späteren Artikel vor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert