Im Internet und in Zeitschriften sehen wir regelmäßig Bilder mit farbenfrohen Bildern von Polarlichtern. Vor allem die satten grünen Bänder, die sich über den Himmel in der Nähe des Polarkreises ziehen, sehen einfach beeindruckend aus. Doch wie ist es bei Polarlichtern hier in Deutschland? Sieht man das Spektakel hier genauso?
Warum sind Polarlichter in Deutschland so selten?
Polarlichter entstehen grob gesagt, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf unsere Erdatmosphäre treffen. Unser Magnetfeld schützt uns vor dem direkten Beschuss dieser Teilchen, jedoch befindet sich an den Polen eine Art Schwachstelle. Dort treffen dann die Teilchen auf unsere Atmosphäre und regen Sauerstoffatome und Stickstoff-moleküle zum Leuchten an, was wir dann als Polarlichter in der Nähe des Polarkreises sehen können.
Damit die Polarlichter bis nach Deutschland reichen, müssen einige Parameter genau passen. Allen voran natürlich die Geschwindigkeit des Sonnensturms und seine Partikeldichte, die Ausrichtung des interplanetaren Magnetfeldes und noch vieler anderer Parameter. Was das genau alles beinhaltet, würde den Rahmen hier eindeutig sprengen. Es bleibt aber, dass die Partikel an den Polen auf die Atmosphäre treffen und von dort nach Deutschland, oder in ganz seltenen Fällen, sogar bis zu den Alpen, herunter strahlen.
Ein weiterer Faktor ist der Sonnenfleckenzyklus. Damit überhaupt ein Partikelstrom das Erdmagnetfeld treffen kann, muss es auf der Sonne zu einem CME, einem Koronalen Masseauswurf (coronal mass ejection) kommen. Diese haben ihren Ursprung in den Sonnenflecken. Der Sonnenfleckenzyklus beschreibt einen etwa 11 Jahre dauernden Zyklus, in dem Sonnenflecken häufiger oder seltener auftreten. Hat die Sonne nur wenige Sonnenflecken, sinkt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für solche Masseauswürfe.
Aber die Parameter passen, warum sehe ich trotzdem nichts?
Wenn alle Werte passen und man trotzdem nichts sieht, dann liegt es vermutlich einfach an der Erwartungshaltung. Hochglanzbilder in Zeitschriften oder tolle Fotografien auf Websites zeigen immer die buntesten Farbenspiele am Himmel.
Es ist jedoch so, dass so ein Kamerasensor, vor allem, wenn Langzeitbelichtung verwendet wird, viel mehr „sehen“ kann, als das menschliche Auge. Gerade Nachts ist das Auge für Farben sowieso unempfindlicher und wir sehen eher in Grautönen. Daher kommt ja auch der Spruch „Nachts sind alle Katzen grau“.
Was bedeutet das jetzt für unsere Polarlichter? Naja, um ehrlich zu sein, habe ich mein erstes Polarlicht damals 2015 sogar für aufziehende Bewölkung gehalten, und wollte schon enttäuscht einpacken. Als ich dann auf das Kameradisplay geschaut habe, habe ich den schönen roten Streifen am Himmel gesehen.
Das Polarlicht vom Mai 2024 bildet hier eine Ausnahme, denn dort waren auch visuell schon Farben zu erkennen. Dieser geomagnetische Sturm war allerdings auch der stärkste seit 21 Jahren.
Fazit
Man muss also bedenken, dass es sich bei den wirklich beeindruckenden Fotos um nachbearbeitete Aufnahmen handelt, die über einen empfindlichen Kamerasensor aufgenommen wurden. So wird man die Polarlichter niemals mit bloßem Auge sehen können. Allerdings ist es auch visuell schon ein absolut beeindruckendes Erlebnis, wenn der Himmel auf einmal heller wird und die Beamer über den Himmel tanzen, auch wenn sie nur grau sind.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass die Polarlichter in der Nacht auf den 11.05.2024 ein absolutes Ausnahme-Event waren, der stärkste geomagnetische Sturm seit 21 Jahren. In der Nacht danach passten die Werte nicht mehr so ganz gut und die Polarlichter waren viel schwächer. Visuell konnte ich sie überhaupt nicht ausmachen. Dennoch sollte man sich vor Augen halten, dass auch ein „nur“ fotografisch nachweisbares Polarlicht hier in Deutschland, vor allem im Münsterland oder noch südlicher, schon ein seltenes Erlebnis sind, das sich zu fotografieren lohnt.